Eschwege. Seit 2015 wird das Dorf Wasenberg im Schwalm-Eder-Kreis mit Nahwärme versorgt. Möglich wurde das durch eine gute Idee, eine ebensolche Kommunikation mit der Bürgerschaft und einer starken CO2-neutralen Wärmequelle, die aus der Abwärme von sieben Blockheizkraftwerken gewonnen und von der Genossenschaft eingekauft wird. Heute werden über 80 Prozent der 1.460 Einwohner:innen in Wasenberg, in 290 Gebäuden mit 450 Haushalten, von der Energie Wasenberg eG verlässlich mit Wärme versorgt.
Vor allem Heinz Heilemann und Erich Korell ist das zu verdanken. Sie sind die Köpfe der Genossenschaft, mit ihrem Wissen gehen sie auch “auf Infotour” und waren zu Gast beim 2. Netzwerktreffen Nahwärme, zu dem das Klimaschutzmanagement und die Quartierssanierung im Werra-Meißner-Kreis Anfang November eingeladen hatten.
Knapp 40 Gäste verfolgten den Vortrag Heilemanns, dem langjährigen ehrenamtlichen Vorstandsvorsitzenden der Energiegenossenschaft. Der Schlüssel zum Erfolg, so sagte er, liege in der Art und Weise, wie mit den Menschen gesprochen werde. “Wir haben Ende 2013 zu einem ersten Informationsabend eingeladen und erst einmal nur Fragen gestellt. Innerhalb eines Jahres und zehn Veranstaltungen später, war das gemeinsame Nahwärmenetz beschlossene Sache”, so Heilemann. Mit einer Zahlung von 6.000 Euro pro Gebäudeanschluss als Genossenschaftseinlage, wurden alle weiteren Arbeiten ehrenamtlich ohne finanzielle oder materielle Vergütungen ausgeführt. “Der Wärmepreis ist seit sieben Jahren unverändert geblieben, der Primärenergiefaktor liegt bei 0,0. Das erhöht auch den Wert der Gebäude”, sagte Heilemann. Im Dorf habe man keine rauchenden Schornsteine, keine Anzeichen der Verbrennung von Holz, Gas oder Öl und auch keinen gesundheitsschädlichen Feinstaub.
„Natürlich haben wir auch nicht alles richtig gemacht, aber wir geben unsere Erfahrung und Fachwissen gerne weiter, um andere bei der Gründung und dem Betrieb eines Nahwärmenetzes zu unterstützen, , ganz gleich, welche Wärmequellen sie nutzen wollen”, sagte Heilemann.
Für den Betrieb von Heizungsanlagen braucht es entsprechende Technik. Ein bekannter Name unter den Herstellerfirmen ist Viessmann. Marco Ohme hat sich auf die Nahwärmenetzplanung und –realisierung spezialisiert. Der Bedarf ist da. “In den vergangenen sechs Monaten haben 200 Kommunen angefragt, die ein Nahwärmenetz planen”, so Ohme. Es zeige die Bereitschaft, aber auch das Dilemma. “Wir müssen jetzt schnell und im großen Stil die Häuser mit klimaneutraler Wärme versorgen”, sagte er. Die Zahl der energieeffizienten Neubauten gehe zurück, die Modernisierung von Bestandsgebäuden brauche noch viel Zeit. “Wir gehen davon aus, dass die Energieversorgung zu 60 Prozent durch Wärmepumpentechnik und zu 40 Prozent über Wärmenetze erfolgen wird. Vor allem Nahwärme, die dort verbraucht wird, wo sie produziert wird, ist ein Trend in die richtige Richtung”, so Ohme. Dafür biete Viessmann das notwendige Know-how und die Kapazitäten, die Menschen mit Wärme zu versorgen. Die Entscheidung für ein Nahwärmenetz fällt mit der Wärmequelle und den Menschen, die es umsetzen.
14. November 2022 von Gundula Klinge